Bildungsweg und Abschlüsse
Nach Maria Montessori durchlaufen die Kinder in den einzelnen Stufen (Grund-, Mittel- und Oberstufe) den sich wiederholenden Entwicklungsprozess:
Sie starten auf dem Niveau des "Lehrlings", werden durch die Auseinandersetzung mit der Materie zum "Gesellen" nach einer gewissen "Lehrzeit" entwickeln sie sich zum Meister ihrer Stufe und es ist Zeit in die nächste Stufe aufzusteigen, um dort wieder der Kleine, der Lehrling zu sein.
In unseren vier Grundstufenklassen Sonne, Mond, Sterne und Kometen verbringen die regulär bei uns eingeschulten Kinder die ersten drei Jahre ihrer Schulzeit. Zum Abschluss der drei Jahre gestaltet jedes Kind seine "Meisterarbeit", die sogenannte EPA- die Erste Praktische Arbeit. Um sich mit der eigenen Herkunft auseinanderzusetzen, das "Wo komme ich her" zu beleuchten, erstellt jedes Grundstufenkind am Ende der dritten Klasse seinen eigenen Stammbaum. Die Gestaltung ist völlig frei gesellt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Dieser Stammbaum wird innerhalb der Klasse wie ein Referat freipräsentiert und am Schuljahresende im Rahmen des gemeinsamen Abschlussfestes der Grundstufenklassen mit Zertifikaten, Fotos, Applaus und Blümchen gewürdigt. Die Kinder haben die Reife für die Mittelstufe erlangt.
Die Mittelstufe besteht aufgrund der steigenden Quereinsteigerzahlen aus vier Klassen: Aquila (Sternbild des Adlers), Noctua (Sternbild der Eule), Pegasus und Orion. In diesen Klassen mischen sich die Jahrgänge 4-6. Auch hier erstellen die Schülerinnen und Schüler zum Stufenabschluss eine Meisterarbeit, die sog. KPA- die Kleine Praktische Arbeit. Die Themenauswahl ist hier völlig frei gestellt. Mit Hilfe eines Mentors kreieren sie alle möglichen praktischen Werkstücke und fertigen ein Portfolio ihrer Arbeitsschritte an. Die Vorstellung innerhalb der Klassengemeinschaft erfolgt wie in der Grundstufe, allerdings auf Mittelstufenniveau. Anschließend präsentieren die KPAlerinnen und KPAler ihre Arbeiten der gesamten Schulgemeinschaft bei einer Ausstellung, bei der man nicht nur die Ergebnisse bestaunen, sondern die Schülerinnen und Schüler auch zu ihren Arbeiten befragen kann. Die Eltern sind zu diesem wunderbaren Ereignis, das mit der Verleihung eines Zertifikats gekrönt ist, natürlich eingeladen.
Durch den Aufstieg in die Oberstufe gelangen die Schülerinnen und Schüler in die Klassen: Venus und Saturn mit der Jahrgangsmischung 7-8.
In der Jahrgangsstufe 9 gelangen die Schülerinnen und Schüler in die Merkurklasse und es ist Zeit für die GPA- die Große Praktische Arbeit. Diese Abschlussarbeit stellt den Montessori-Schulabschluss dar, bei welchem die Schülerinnen und Schüler all ihre erworbenen Schlüsselqualifikationen zeigen dürfen. Sie suchen sich eigenständig ein Thema, arbeiten sich in die Materie hinein, suchen sich einen Mentor oder eine Mentorin, die sie bei der Erstellung des praktischen Werkstücks mit Sachverstand unterstützt und sie fertigen parallel ein Portfolio an. Dieser schriftliche Teil dokumentiert den Arbeitsprozess, erläutert Hintergrundwissen zu ihrer GPA und beinhaltet die kurze Vorstellung ihrer eigenen Person und ihrer Entscheidungsgrundlage für genau dieses selbst gewählte Thema der GPA.
Jeder GPAler und jede GPAlerin unterzieht sich einer mündlichen Prüfung zu seiner GPA, in welcher fundiertes Wissen zu Material, Werkzeug, Handhabung, geschichtlichen Hintergrundinformationen usw. vorhanden sein muss.
Aufregend ist der Tag der Präsentation der Großen Praktischen Arbeiten, denn zu den geladenen Gästen gehören nicht nur die Eltern und Lehrkräfte, sondern auch der Bürgermeister, der Schulrat, Vertreter der Wirtschaft und Gäste aus umliegenden Montessori-Schulen. Die Zertifikatsübergabe und das Pressefoto bilden den Abschluss. Die Werkstücke werden dann der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, indem eine Ausstellung in der Stadtgalerie organisiert wird.
Die staatlichen Schulabschlüsse absolvieren unsere Schülerinnen und Schüler natürlich auch noch neben den Praktischen Montessori-Arbeiten, da sie Montessori-Arbeiten leider nicht als Schulabschluss anerkannt und für die Wirtschaft noch zu unbekannt sind.
Da es gegen die Montessori-Pädagogik verstößt, zu bewerten und Noten zu vergeben, verfügen wir selbstverständlich über keine Schuljahresfortgangsnoten. Alle Schülerinnen und Schüler zeigen in der 9. Jahrgangsstufe, ob sie den erfolgreichen Abschluss der Mittelschule (MSA) erreichen. Sie erhalten ein staatlich anerkanntes Zeugnis durch unsere Montessori-Schule, welches keine Ziffernnoten, sondern Beobachtungen in Form unserer üblichen Kategorien enthält: Anfänge, Basiskenntnisse, Gesicherte Kenntnisse und Vertiefte Kenntnisse.
Im Anschluss daran nehmen unsere Abschlussschülerinnen und -schüler als externe Gäste an den Prüfungen zum Qualifizierenden Abschluss der Mittelschule (QAM) unserer Prüfschulen teil. Wir machen nicht nur die gleichen Prüfungen wir die Regelschulen, wir machen sie mit den Regelschulen gemeinsam. Das QAM-Noten-zeugnis stellt die jeweilige Prüfschule aus.
Die Schülerinnen und Schüler, die den Qualifizierenden Abschluss der Mittelschule erfolgreich absolviert haben und sich für die 10. Klasse als geeignet und motiviert erweisen, verbringen ihr 10. Schuljahr in unserer Jupiterklasse. Diese endet mit dem Mittleren Schulabschluss an der Mittelschule (MA), den wir wieder als Externe mitmachen. Das MA-Zeugnis erhalten die Prüflinge wieder direkt von der staatlichen Prüfschule.
Nach Bestehen des Mittleren Schulabschlusses gibt es die Möglichkeit direkt auf ein Gymnasium oder eine staatliche Fachoberschule zu wechseln und in zwei Schuljahren die allgemeine Fachhochschulreife zu erlangen. Der erfolgreiche Besuch einer FOS 13 führt zum Zeugnis der fachgebundenen Hochschulreife, falls keine zweite Fremdsprache belegt wurde. Dieser Abschluss berechtigt zum Studium an Hochschulen, also allen Fachhochschulen und Universitäten, in seiner Fachrichtung.
Bei Nachweis ausreichender Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache führt der erfolgreiche Besuch einer FOS 13 zur allgemeinen Hochschulreife, dem allgemeinen Abitur. Dieser Abschluss berechtigt zum Studium an allen Hochschulen und Universitäten und entspricht dem Abitur eines regulären Gymnasiums. Die Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache sind auch erst nach dem Erwerb der fachgebundenen Hochschulreife nachweisbar, sollte z.B. ein Auslandsaufenthalt zum Erwerb der Kenntnisse angestrebt werden. Dann wird die Allgemeine Hochschulreife nach Ablegen der beiden Prüfungen (mündlich und schriftlich) nachträglich erworben.